ownCloud vs. Nextcloud: Die Unterschiede der Cloudplattformen

In diesem umfassenden Artikel berichte ich über die Unterschiede zwischen den beiden verwandten Open-Source-Cloud-Speicherplattformen ownCloud und Nextcloud. Verwandt? Ja, Nextcloud ist eine Abspaltung (Fork) von ownCloud, die 6-Jahre nach der eigentlichen Gründung durch Frank Karlitschek im Jahr 2016 entstanden ist. Um den Grund der Abspaltung und die Unterschiede zu verstehen, muss man einen Blick auf die gemeinsame Vergangenheit werfen.

ownCloud: 2010

ownCloud wurde von Karlitschek im Jahr 2010 aus dem Zweck gegründet, eine selbst gehostete Open-Source-Alternative zu den kommerziellen Cloud-Speicherdiensten, wie Google Drive, Dropbox, Apple iCloud, OneDrive und viele weitere, zu sein. Mit der Zeit kam es unter den Entwicklern der ownCloud Inc., also dem Unternehmen hinter ownCloud, zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten.

Nextcloud: 2016

So ergaben sich mittelfristig unterschiedliche Ansätze, was die strategische Ausrichtung und die Beteiligung der Gemeinschaft (Community) an der zukünftigen Entwicklung von ownCloud betrifft. Die Plattform wurde zunehmend kommerzieller, was den Gründer „Frank Karlitschek“ im Jahr 2016 dazu bewegte, das ownCoud-Projekt endgültig zu verlassen und auf Basis seiner bisher entwickelten Cloudspeicherplattform, eine neue Speicherlösung namens Nextcloud als Abspaltung ins Leben zu rufen. Nextcloud wurde offiziell im Jahr 2016 von Frank Karlitschek gegründet, um die ursprünglichen Ideale, die er mit ownCloud eins verfolgte, wieder fortzusetzen.

Die Ideale sind bis heute übrigens unverändert geblieben:

  • Open-Source: Quelloffener Code für Transparenz und Community-Beitrag, mit Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und individuellen Anpassungsoptionen.
  • Selbst gehostet: Individuelle und unabhängige Hosting-Möglichkeiten, um frei von Drittanbietern zu sein.
  • Vollständige Kontrolle: Die eigene Datenhoheit muss zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein. Dafür erhält der Anwender viele Werkzeuge zur Verwaltung und Konfiguration.
  • Datenschutz: Kontrolle über den Standort der gespeicherten Daten. Ganz gleich wo die Daten gespeichert werden, wie in einem Rechenzentrum, auf einem NAS oder auf dem Server im Büro. Die Datenübertragung erfolgt dabei mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
  • Sicherheit: Patches und Sicherheitsupdates erfolgen durch eine große Community, so werden Sicherheitslücken und Fehler schneller gefunden und beseitigt. Die Sicherheit der Daten wird durch Zugriffskontrollen und einem umfangreichen Berechtigungsmanagement für Dateien und Verzeichnisse gelöst.

Inhaltsverzeichnis: Die Unterschiede von ownCloud und Nextcloud

Wie entwickeln sich die Plattformen heute weiter?

Nach der Abspaltung von ownCloud zu Nextcloud

Mit der Abspaltung haben sowohl ownCloud als auch Nextcloud unterschiedliche Wege eingeschlagen. Beide Plattformen werden weiterentwickelt und haben ihre eigenen Entwicklerteams mit eigenen Communitys. Müssen wir uns für eine der beiden Speicherlösungen entscheiden, hängt die Wahl zwischen ownCloud oder Nextcloud von den spezifischen Anforderungen, Präferenzen und unseren Bedürfnissen ab. Beide Cloud- und Speicherlösungen sind beliebte und belebte Open-Source-Projekte mit großen Gemeinschaften im Hintergrund.

Unterschiede in der Installation und Konfiguration zwischen Nextcloud und ownCloud

Die Installations- und Konfigurationsprozesse von Nextcloud und ownCloud sind fast identisch. Das liegt im Wesentlichen daran, dass Nextcloud ein Fork von ownCloud ist und auf dieselben Abhängigkeiten beruht. Beide basieren prinzipiell auf einem LAMP-Stack mit einem Webserver, einer MySQL Datenbank und PHP. Die Installation ist über die Kommandozeile z. B. für Linux-Distribution, als Docker-Container oder über die grafische Benutzeroberfläche möglich.

Es gibt für beide Plattformen vorgefertigte Skripts, welche die Installation bis zur Konfiguration fast selbstständig übernehmen können. Die Inbetriebnahme einer eigenen Cloud ist heute einfacher als je zuvor. Die Entwicklerteams hinter ownCloud und Nextcloud sind sehr bemüht dabei, die Open-Source-Projekte für jeden zugänglich zu machen. Das gelingt beiden Cloudanbietern auch ausgesprochen gut.

  • Gemeinsamer Unterbau: Nextcloud basiert auf dem Quellcode von ownCloud und teilt viele Gemeinsamkeiten, einschließlich der Abhängigkeiten und des LAMP-Stacks (Linux, Apache, MySQL, PHP).
  • Installationsmethoden: Beide Plattformen bieten verschiedene Installationsmethoden, einschließlich der Installation über die Kommandozeile für viele unterschiedliche Linux-Distributionen (UNIX), die Verwendung von Docker-Containern oder die Installation über grafische Benutzeroberflächen (Windows). Dies ermöglicht es Benutzern mit unterschiedlichen technischen Hintergründen, ihre eigene Cloud zu hosten.
  • Open-Source-Community: Beide Plattformen profitieren von großen Open-Source-Communitys, die an der Weiterentwicklung der jeweiligen Cloud- und Speicherlösung arbeiten und eine große Anzahl von Erweiterungen und Plug-ins entwickelt und bereitstellt. Nextcloud bietet im Vergleich zu ownCloud eine breitere Palette an Applikationen, während ownCloud sich auf die Grundfunktionalität konzentriert.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass beide Cloud-Lösungen eine ausgezeichnete Kompatibilität aufweisen und auf Windows-Servern, Linux-Servern, sowie auf Kleincomputern wie einem Raspberry Pi und Containerplattformen bereitgestellt werden können. Es stehen viele Möglichkeiten für die Installation zur Verfügung. So erfreuen sich Privatleute und Unternehmen gleichermaßen über die großartige Kompatibilität und nicht zuletzt über die Plattformunabhängigkeit.

Benutzeroberfläche: Welche Cloud bietet die bessere Benutzererfahrung?

Sowohl Nextcloud als auch ownCloud legen einen hohen Wert auf Benutzerfreundlichkeit und versuchen, die Konfiguration und Nutzung ihrer Plattformen so einfach wie möglich zu gestalten. Dass die Cloud-Plattformen miteinander verwandt sind, wird bereits beim ersten Aufruf auf die Weboberfläche ersichtlich. Visuell ähneln sich die Clouds nämlich nach wie vor sehr stark. Die ursprünglichen Designelemente sind fast unverändert übernommen worden.

Nextcloud (Benutzeroberfläche)
Die Benutzeroberfläche von Nextcloud
ownCloud (Benutzeroberfläche)
Die Benutzeroberfläche von ownCloud

Der integrierte App-Store von Nextcloud bietet eine größere Auswahl an Plug-ins und Erweiterungen für verschiedene Anwendungsfälle im Vergleich zu ownCloud an. Darunter befinden sich auch Erweiterungen, die spezifische Apps für eine bessere Kommunikation unter Teammitgliedern ermöglichen, Kollaborationssoftware und tolle Werkzeuge für das agile Projekt-Management.

Dadurch ergeben sich noch bessere Anpassungsmöglichkeiten für die Nextcloud. Die Vielfalt an Applikationen ermöglicht es, sich optimal an die spezifischen Bedürfnisse der Benutzer anzupassen, wodurch sich die Benutzererfahrung verbessert. Hier hat ownCloud im aktuellen Status keine Chance.

Sicherheit und Datenschutz

Beide Plattformen ermöglichen erweiterte Anmeldemöglichkeiten, wie die Aktivierung von Zwei-Faktor-Authentifikation (2FA) und einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für die sichere Datenübertragung. Zusätzlich können durch den Administrator strenge Zugriffskontrollen implementiert werden. Bei ownCloud können Add-ons für erweiterte Sicherheitsfunktionen angeboten werden, die eventuell kostenpflichtig sind.

Der Fokus steht bei beiden Open-Source-Projekten auf die Flexibilität, sich selbst aussuchen zu können, wo die Cloud-Software und die Daten gehostet werden sollen. Die vollständige Kontrolle über das Hostsystem erfordert in der Regel einige Sicherheitskenntnisse, weil die Cloud für gewöhnlich für den Zugriff über das Internet eingerichtet wird, was in professionellen Umgebungen eine Netzwerk- und Systemhärtung erforderlich macht.

Integration, Applikationen und Kollaboration: Insgesamt bietet Nextcloud das größere Angebot an Erweiterungen im Vergleich zur ownCloud

Nextcloud möchte mehr als nur eine Cloud für die Dateisynchronisation sein und setzt den Schwerpunkt vermehrt auf umfassende Applikationen und Erweiterungen für die kollaborative Zusammenarbeit. Zwar ermöglichen beide Plattformen die gemeinsame Bearbeitung von Dateien in Echtzeit, Nextcloud überzeugt allerdings durch eine breitere Palette integrierter und kostenfreier Anwendungen (Add-ons), welche die Zusammenarbeit von Teams und Organisationen ermöglicht.

Die Wahl zwischen den Cloud-Plattformen hängt nicht zuletzt von den spezifischen Anforderungen ab. Möchten wir den Fokus auf erweiterte kollaborative Funktionen und eine breite Auswahl an integrierten Add-ons setzen, ist der Betrieb einer Nextcloud die vermutlich bessere Entscheidung. Legen wir mehr Wert auf die Grundfunktionalität, könnte ownCloud die passendere Wahl sein.

Mobile Unterstützung: Für beide Cloudplattformen sind Apps für Android und IOS erhältlich

Sowohl Nextcloud als auch ownCloud erfüllen die mobilen Anforderungen an ihre Benutzer. Für beide Cloudplattformen sind gut durchdachte Applikationen in den Google Play Store und Apple Store erhältlich. Damit erhält der Anwender auch von Unterwegs aus Zugriff auf die Dateien in der Cloudinstanz und umfassende Möglichkeiten für die Datensynchronisierung.

Die mobile App von Nextcloud überzeugt durch eine erweiterte Funktionalität im Vergleich zur mobilen Anwendung von ownCloud. Den Benutzern stehen umfassende Werkzeuge für die Aufgabenverwaltung sowie eine Übersicht aller Kontakte und einen Kalender zur Verfügung. Außerdem bietet die App die Möglichkeit zum automatischen Hochladen von Fotos und Videos in die Cloud. In einer Zeit, in der viele Smartphone- und Tablet-Hersteller auf Speichererweiterungen durch SD-Karten verzichten, sind automatische Dateiuploads in die Nextcloud-Instanz besonders vorteilhaft.

Beide Apps sind einfach zu installieren und überzeugen durch eine durchweg positive Benutzererfahrung. Das Feedback wird auch durch die zahlreichen Bewertungen in den jeweiligen Stores ersichtlich.

Community, Dokumentation und Verfügbarkeit an Tutorials

Beide Plattformen profitieren von großen Open-Source-Communitys, die an der Weiterentwicklung der jeweiligen Cloud- und Speicherlösung arbeiten und eine große Anzahl von Erweiterungen und Plug-ins entwickeln und bereitstellen. Nextcloud bietet im Vergleich zu ownCloud eine breitere Palette an Applikationen, während ownCloud sich auf die Grundfunktionalität konzentriert.

Nicht alle Erweiterungen sind bei ownCloud kostenlos erhältlich. Hier wird auch einer der größten Unterschiede zwischen den Plattformen ersichtlich. OwnCloud spezialisiert sich zunehmend auf den Unternehmenskunden und bietet Module für Enterprise-Lösungen kostenpflichtig an, die bei Nextcloud, sofern vorhanden, in der Regel kostenlos erhältlich sind.

Nextcloud ist bei Privatanwendern deutlich weiterverbreitet als ownCloud. Das hat zufolge, dass mehr Tutorials und Anleitungen für Nextcloud im Internet und auf Videoplattformen erhältlich sind. Wer also zum ersten Mal mit der Bereitstellung einer Cloudplattform konfrontiert wird, findet in der Regel einen leichteren Einstieg in die Materie mit Nextcloud.

Kosten und Lizenzierung: ownCloud vs. Nextcloud

Bei den Faktoren Kosten und Lizenzierung gibt es wichtige Unterschiede zwischen ownCloud und Nextcloud:

ownCloud:

OwnCloud bietet eine kostenfreie Community-Edition an, die für Privatanwender und kleineren Teams verwendet werden kann. Enthalten sind grundlegende Funktionen für die einfache Benutzerverwaltung, ein limitiertes App-Angebot, die Dateifreigabe und die Synchronisation.

Möchte man ownCloud als Unternehmen oder als größere Organisation verwenden, bietet ownCloud eine kostenpflichtige Enterprise-Version an. Darin enthalten sind erweiterte Funktionen für spezielle Sicherheitsoptionen sowie Integrationen von Drittanbietern und Support-Dienstleistungen.

Nextcloud:

Im Vergleich zu ownCloud verfolgt Nextcloud ein ganzheitlicheres Open-Source-Konzept, welches den Großteil der Funktionalität kostenfrei anbietet. Es sind zwar auch kostenpflichtige Abonnements und kommerzielle Dienste für besondere Unternehmensanforderungen erhältlich, diese sind jedoch vorwiegend im Support- und Beratungsbereich vorzufinden.

Fazit: Bietet ownCloud oder Nextcloud das bessere Speichererlebnis?

Die Wahl zwischen Nextcloud oder ownCloud hängt von den individuellen Anforderungen, Präferenzen und den persönlichen Erfahrungswerten ab. Ich würde euch gern sagen können, welche Cloudplattform per se besser ist, das wäre aber keineswegs ausreichend, weil wir bei der Entscheidung immer die spezifischen Anforderungen berücksichtigen müssen.

Benötigt man neben einer Cloud noch eine Kollaborationssoftware für die gemeinsame Zusammenarbeit im Team und der Möglichkeit, Dokumente im Browser zu bearbeiten, würde sich die Nextcloud anbieten. Möchten wir die grundlegenden Funktionen eines Cloudspeichers verwenden und vom ausgezeichneten Support für Unternehmenskunden profitieren, könnte ownCloud eine ausgezeichnete Wahl sein.

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