Mein Langzeittest über das NAS-System „QNAP TVS-H674“ in einem umfassenden Review mit einem Vergleich zu Synology für euch zusammengefasst. In Zeiten, in denen ein NAS längst nicht mehr nur als Ablage für Daten dient, sondern ganze Serverdienste übernehmen kann, muss man sich bei den hohen Energiekosten die folgende Frage stellen: kann ein NAS-System aus der Enterprise Kategorie, wie das QNAP TVS-h674, die bisher bestehenden Serversysteme und Virtualisierungslösungen vollständig ersetzen?
Mit dem Zielvorhaben, alle Dienste auf einem Server zu konsolidieren, um als Alleskönner im kleinen oder mittelständischen Unternehmen die Dienste auf einem einzigen Gerät zu zentralisieren?
In den vergangenen Monaten und Wochen habe ich viel Zeit damit verbracht, den NAS-Server auf Herz und Nieren für ein umfangreiches Review zu testen. Die interessantesten Punkte waren für mich, wie Maschinen und Container von bestehenden Servern auf QNAP migriert werden können und wie robust die Virtualisierungslösung im täglichen Einsatz ist. Optisch hat sich im Vergleich zu den vorherigen Modellen nicht viel verändert. QNAP ist dem typischen Design auch in der neuen NAS-Serie treu geblieben.
Inhaltsverzeichnis: Testbericht & Review vom QNAP TVS-h674 NAS
Ich habe für das Review verschiedene Systeme und Speicher konsolidiert, um die Energiekosten zu senken und dabei die Gelegenheit genutzt, die Geschwindigkeit des lokalen Netzwerks zu verdoppeln. Da bot sich der preiswerte 2.5 GbE Switch „QSW-1105-T“ von QNAP an. Dieser ist unmanaged und kann ohne Installation direkt zwischen der NAS aus meinem Testbericht und den Clients eingesetzt werden.
Das beste NAS auf dem Markt?
Wir erhalten mit der QNAP TVS-h674 ein Netzwerkspeicher mit dem sehr ausgereiften und leistungsstarken QuTS hero NAS-Betriebssystem. Gepaart mit der modernen Hardware und der Möglichkeit bis zu 6-Festplatten (HDD) und zwei NVMe-SSDs zu verwenden, bringt das NAS theoretisch alles mit, was wir für den Betrieb einer zuverlässigen Server- und Netzwerkinfrastruktur im kleinen und mittelständischen Unternehmen benötigen.
Die für mich interessantesten Funktionen und Features, auf die ich in meinem Bericht für das TVS-h674 eingehen werden, sind die folgenden Punkte:
- Virtuelle Maschinen mit der Virtualization Station
- Die Container Station (LXD)
- Backups und Sicherungen der VMs/LXD
- Speicherpools und RAID-Konfigurationen
- Das Betriebssystem und die installierbaren Applikationen (App-Store)
- Stromverbrauch und Lautstärke
Wir können theoretisch alle möglichen Linux-Distributionen und Windows-Server auf dem NAS-System installieren. Das gelingt mit ISO-Dateien, die auf das System kopiert und heruntergeladen werden können. Mithilfe dieser Installationsabbilder werden virtuelle Maschinen erstellt, ähnlich wie wir es von den Hypervisoren Hyper-V, VMware und Proxmox kennen.
Dafür gibt es den eigenen Hypervisor von QNAP am Board, der sich Virtualization Station nennt. Dasselbe geht selbstverständlich auch mit Containern (LXD) und der Container Station. Diese Anwendungen sind kostenlos und fester Bestandteil des QuTS-Betriebssystems.
Besitzen wir mehrere NAS-Systeme von QNAP, sind auch Clusterumgebungen für die Bereitstellung einer Hochverfügbarkeitsinfrastruktur implementierbar. Sicherungskopien von unseren VMs und Container lassen sich mit wenigen Klicks einrichten. Dafür bringt QNAP verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten in der Kategorie „Sichern und Wiederherstellen“ mit.
Wir müssen nun nicht mehr auf Drittanbieter-Software, wie z. B. Veeam oder Acronis zurückgreifen. Die umfangreichen Backup-Lösungen sind direkt verwendbar.
Gut zu wissen! Das TVS-h674-Modell kann sowohl in Hybridumgebungen z. B. bei der Verwendung von Clouddiensten wie AWS und Microsoft 365 eingesetzt werden oder selbst eine Cloud-Lösung bereitstellen. Auch die lokale Speicherung (Sicherung) von Daten, die extern gespeichert werden können, ist durch Synchronisationen problemlos möglich.
Warum entscheide ich mich als Profi lieber für QNAP und nicht für Synology, ASUSTor oder Terramaster?
Stellen wir das NAS von QNAP TVS-h674 mit den NAS-Systemen von anderen Herstellern, wie der auch nicht gerade unbeliebten Synology DS1621xs+ NAS, gegenüber, erhalten wir zwei aktuelle High End Produkte, die ungefähr in derselben preislichen Region spielen und eine ähnliche Zielgruppe ansprechen möchten.
Ziemlich große Unterschiede fallen dann allerdings bei der verbauten Hardware unter der Haube auf. Im NAS-System DS1621xs+ von Synology werkelt tatsächlich immer noch eine über 8-Jahre alte CPU (Intel Xeon D-1527). Das QNAP TVS-h674 NAS verfügt über einen Intel-Prozessor der 12. Generation (Alder Lake), 2x 2.5Gbits LAN-Ports und doppelt so viel Arbeitsspeicher. In beiden Systemen arbeiten zwar CPUs mit 8-Threads, auf einer Leistungsstufe befinden sich die Systeme aber keineswegs, wie Benchmarks eindeutig belegen können.
Im CPU-Benchmark von PassMark ergeben sich erhebliche Leistungsunterschiede!
Der Prozessor im QNAP ist ca. dreimal so leistungsstark wie ein sein direkter Kontrahent, das Synology NAS DS1621XS+. Ein PCIe-Steckplatz ermöglicht außerdem noch die Erweiterung von zusätzlichen Netzwerkkarten für Upgrades auf 10 GbE, dedizierte Grafikkarten oder zur Erweiterung für noch mehr Festplatten (PCIe NVMe). Ausgeliefert wird das System mit 16 GB Arbeitsspeicher. Ein Upgrade auf 32 GB kann sehr einfach erfolgen, da ein DDR4-Steckplatz unbelegt ist. Fest verlötet wurde hier nichts.
Um an das Innere der QNAP TVS-h674 zu gelangen, damit wir den Arbeitsspeicher, NVMe-SSD-Festplatten oder an den PCIe-Steckplatz erweitern können, müssen lediglich drei Schrauben an der Rückseite gelöst werden. Die Wartung und Aufrüstung ist dank der Erweiterungsmöglichkeiten zu jederzeit möglich.
Beide Geräte verfügen über 2x NVMe Steckplätze für die Verwendung eines SSD-Cache. Das QNAP-NAS unterstützt dabei sogar NVMe-M.2 der 4. Generation! Weitere Unterschiede finden wir bei dem verwendeten Dateisystem. Während die NAS von Synology auf das Dateisystem EXT4 setzt, erhalten wir mit dem QNAP-Gerät die Möglichkeit, das moderne und sehr robuste ZFS-Dateisystem zu verwenden.
ZFS bietet im Vergleich zu EXT4 viele nützliche Funktionen, auf denen wir in Unternehmensumgebungen nur ungern verzichten. Dazu zählen unter anderem Fehlertoleranz, Komprimierungen und Verschlüsselungen. Die größten Unterschiede habe ich in diesem Beitrag erklärt.
Meine persönliche Meinung im Vergleich zwischen den beiden Geräten (QNAP vs. Synology)
Wir erhalten im direkten Vergleich zwischen Synology und QNAP einfach deutlich mehr Hardware für unser Geld. QNAP vereinfacht auch den Umstieg auf ein schnelles 2.5Gbit Netzwerk durch eigene Switches und preiswerte Ethernet-Karten (Nics). So erhalten wir die Möglichkeit, die LAN-Geschwindigkeit unserer IT-Infrastruktur sehr wenig Aufwand zu verdoppeln, sofern wir zuvor mit einem Gigabit Netzwerk arbeiteten, was auf die meisten von uns zutreffend sein wird.
Den einzigen Vorteil, den ich dem System von Synology abgewinnen kann, ist der bereits verbaute 10GbE-RH45-Port. Ansonsten verfügt das System lediglich über zwei gewöhnliche Gigabit-Anschlüsse, die in der Praxis nichts Besonderes darstellen. Man muss allerdings auch erwähnen, dass 10GbE die ältere Technik ist, die sich seit über 20-Jahre nicht für LAN-Netzwerke als Standard integrieren konnte. Das ist genau genommen eine Rechenzentrum-Technologie, die Switches und Netzwerkkarten sind auch erheblich teurer, verglichen mit denen für 2.5 GBits Netzwerke.
Die Lautstärke und der Stromverbrauch vom QNAP-NAS TVS-h674 im Test
Wer sich den Netzwerkspeicher ins Büro stellen möchte, benötigt nicht zwingend einen schallisolierten Netzwerkschrank. Das QNAP TVS-h674 arbeitet selbst im Vollbetrieb flüsterleise. Wem die Lüfter trotzdem zu laut sind, der/die kann über die Einstellungen die Lüfterdrehzahl für die CPU und die Gehäuse-Kühlung über die Weboberfläche herunterschrauben.
Der durchschnittliche Stromverbrauch liegt im Leerlauf bei knapp 19 Watt. Ein 24-Stunden Betrieb verbraucht also knapp ein halbes Kilowatt. Das sind nach aktuellen Energiekosten ungefähr 17 Cent pro Arbeitstag. Alle angegeben Werte wurden von mir mit smarten Steckdosen ermittelt.
Die Lautstärke und der Stromverbrauch sind allerdings stark von den verbauten Festplatten abhängig. Im Hochbetrieb und bei intensiver Schreib- und Leseauslastung können wir pro Festplatte mit einem zusätzlichen Verbrauch von 10-Watt rechnen. Verbaut wurden 6x Seagate IronWolf NAS Festplatten mit einer Kapazität von jeweils 12 TB.
Da wir hier nicht nur ein Datengrab erhalten, sondern viel mehr eine ausgereifte Serverlösung für Virtualisierungen und Containerisierung, geht der Energieverbrauch definitiv in Ordnung. Für die Sparfüchse unter uns bietet das Betriebssystem noch einige Einstellungen, die einen noch sparsameren Betrieb ermöglichen können.
Warum ich Seagate IronWolf Festplatten und nicht Western Digital Red für das QNAP-NAS bevorzuge
Mit einer Drehzahl von 7.200 Umdrehungen pro Minute (Rotation) sind die erreichten Geschwindigkeiten bei einem RAID-5-Betrieb mit über 6-Festplatten ausgezeichnet. Die verwendeten Festplatten sind selbstverständlich auch mit Helium befüllt, was zu einem noch geringeren Stromverbrauch beiträgt. Die Seagate IronWolf-Platten sind nicht zuletzt auch für ihre laufruhigen Eigenschaften bekannt.
Der für mich entscheidende Kaufgrund war jedoch, dass QNAP das IronWolf Health Management (IHM) vollständig unterstützt. So erhalten wir Einsicht auf die restliche Garantie bzw. des Abdeckungszeitraumes des Rettungsplans. Mit dem Health Management werden die Umgebungs- und Einsatzbedingungen der verbauten Seagate-Festplatten permanent überprüft, um stets die optimale Datenträgerleistung sicherzustellen.
Was mir besonders gut gefällt, sind die sehr niedrigen Temperaturen der Festplatten, die im Test immer zwischen 26 und 32 Grad gelegen haben. Ich muss aber dazu erwähnen, dass mein Testbericht aus April 2023 stammt und wir noch relativ milde Außentemperaturen hatten. Es kann aber ein Indiz dafür sein, wie gut die Gehäuse von QNAP konstruiert und geplant werden.
Das QNAP TVS-h674 Betriebssystem „QuTS Hero“ ist beeindruckend und konkurrenzlos
Das vermutlich wichtigste an einer modernen NAS, neben der ausgerüsteten Hardware, ist unbestritten das Betriebssystem. Die Hardware und das Design können noch so überzeugend sein, wenn die NAS-Software unseren Ansprüchen nicht gerecht wird, entgeht uns schnell die Freude. Das TVS-h674 aus meinem Review wird mit dem QuTS Hero Betriebssystem ausgeliefert, welches zu eines der besten und leistungsstärksten Distributionen für Netzwerkspeicher zählt.
Als Systemadministrator habe ich schon mit so einigen Speicherlösungen gearbeitet und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so gut beschriebene Funktionen und Leitfäden gesehen zu haben, wie die Einführung und die Hilfestellungen in das QuTS Hero Betriebssystem. Es ist nicht nur gut aussehend, sondern auch sehr einfach zu bedienen. Man muss wirklich kein Experte auf dem Gebiet sein, um das QNAP TVS-h674 einzurichten.
Das ZFS-Dateisystem mit zuverlässiger Datendeduplizierung und Komprimierung arbeiten gemeinsam mit der hardwarebeschleunigten Intel AES-NI-256 Verschlüsselung auf einem sehr sicheren und branchenführenden Level. Alles läuft rasend schnell, selbst sehr große Kopiervorgänge von mehreren Terabytes verliefen im Test äußerst zuverlässig und ohne Einbrüche der Übertragungsrate.
Anleitungen von mir für die Umsetzung von Projekten auf dem QNAP NAS-System mit QuTS Hero
Die TVS-h674 bringt ein App-Center mit einer großen Auswahl an unterschiedlichen Dienstprogramme mit. Wir können Dienste, Kommunikations- und Unterhaltungssoftware mit wenigen Klicks auf unserem System installieren. Es sind einige prominente Programme im Store erhältlich, das wären zum Beispiel: ownCloud, PLEX Media Server, einige Entwicklerwerkzeuge und vieles mehr.
Die zwei wichtigsten Applikationen sind für mich die Virtualization Station und die Container Station. Weil wir mit diesen Apps jeweils vollständige Virtualisierungs- und Containerisierungsumgebungen auf das QNAP TVS-h674 installieren. Auf Basis dieser beiden Plattformen werde ich über die Zeit mehrere Installationen und coole Projekte speziell für die moderne QNAP NAS-Serie mit dem QuTS hero vorstellen. Theoretisch könnt ihr alle auf meinem Blog veröffentlichten Tutorials auf dem NAS-Server installieren.
Zusammenfassung meines Testberichts mit einer abschließenden Bewertung für TVS-h674
Der Preis für das QNAP TVS-h674 liegt in Deutschland je nach Modell und Ausführung zwischen 2000,00 und 2500,00 EUR. Ein Preis, der meiner Ansicht nach definitiv gerechtfertigt ist, da es momentan das beste NAS-System auf dem Markt ist und keine wirkliche Konkurrenz auf diesem Leistungsniveau existiert.
Die Software nutzt die Hardware hervorragend aus und findet in der Summe und Dank der unzähligen Möglichkeiten, die uns das System bietet, sicherlich viele Interessenten für den Einsatz im kleinen bis mittelständischen Unternehmen. Aber auch für den Privatanspruch z. B. als Homeserver für die Smarthome-Zentrale kann ich meine Empfehlung aussprechen.
Meine Empfehlung: Solltet ihr euch für das QNAP TVS-h674 NAS-System aus meinem Review entscheiden, empfehle ich euch, euer Netzwerk zeitgleich auf 2.5 GbE aufzurüsten. Passende Netzwerkkarten und Switches sind momentan sehr preiswert (siehe auch QNAP-Store) erhältlich. Dann erhalten wir nach dem Kauf nicht nur das beste NAS auf dem Markt, sondern bringen unsere gesamte Infrastruktur auf ein neues Level in Bezug auf die Geschwindigkeiten.
So lohnt sich die neue Investition gleich doppelt. So holen wir das Maximum aus der neuen NAS heraus (siehe Screenshots im Vorher- / Nachher-Vergleich). Anbei folgen einige Empfehlungen für Hardware, die ich in diesem Testbericht verwendet habe.
Ich habe die letzten 10 Jahre Synology im Einsatz gehabt und spiele mit dem Gedanken, mir genau das NAS von qnap zu holen. Finde nur den Preis etwas zu hoch für den privaten nutzen. Welche Empfehlungen hast du Alexander?